Auf dem Kungsleden durch die nordschwedische Wildnis

Wandernde in einer Fjälllandschaft auf dem Kungsleden

© Sarah Hewitt / Fjällräven

Der 'Kungsleden' ist Schwedens Königspfad und einer der beliebtesten Weitwanderwege Europas. Er führt über circa 440 Kilometer durch die weitgehend unberührte Wildnis Lapplands von Abisko im Norden nach Hemavan im Süden. Unterwegs durchquert man einige der spektakulärsten Landschaften Skandinaviens, darunter Gebirgsregionen, Täler, Gletscher, Seen und Tundren. Um den gesamten Weg zu gehen, braucht man gutes Schuhwerk, wasserfeste Ausrüstung und etwa einen Monat Zeit.

 

Mückenschutz und Regenkleidung, diese beiden Begriffe habe ich auf meiner Packliste für den Kungsleden markiert. Statt Strand und Entspannung erwarten uns in Lappland sintflutartige Regenfälle, gefolgt von strahlendem Sonnenschein bei wohligen 25 Grad, welcher bereits nach wenigen Minuten von einem erfrischenden Sprühregen à la Thermal Toner abgelöst wird. So finden wir in Schweden zwar zu neuer Stärke, doch eher durch das gemeinsame Überwinden unserer Schwächen und Grenzen, als durch Wellness und Erholung.

August in schwedisch Lappland bedeutet, dass wir wettertechnisch eigentlich mit allem rechnen können. Der August ist der Monat, in dem hier oben jährlich der Fjällräven Classic stattfindet, ein Outdoor-Event, mit dem die schwedische Outdoor-Marke mehr Menschen zur Bewegung in der Natur motiviern möchte.

 
 

Teilnehmer:innen aus aller Welt strömen zu diesem Zweck nach Nikkaluokta, wo die 110 Kilometer lange Etappe des Kungsleden startet, die wir in den nächsten fünf Tagen gemeinsam wandern werden. Normalerweise bedeutet das Event ein Stück weit Wildnis light, denn obwohl wir mit Zelten in unseren 15-20 Kilo schweren Rucksäcken unterwegs sind, versprechen vereinzelte, bewirtschaftete Hütten am Wegesrand zumindest einen gewissen Komfort mit sanitären Anlagen und teilweise sogar Sauna.

Doch zwei Tage vor der Reise erreicht uns eine unerfreuliche Nachricht: In den Hütten rund um den Kebnekaise, den höchsten Berg Schwedens, ist eine Magen-Darm-Epedemie ausgebrochen. In der Folge werden alle Hütten für Fjällräven Classic-Teilnehmende ohne Zimmerreservierung gesperrt. Seufzend blicke ich auf meine App, die prophezeit "deine Periode startet in zwei Tagen" und freue mich auf eine knappe Woche im Zelt ohne Privatsphäre, fließend Wasser oder die Möglichkeit, Müll zu entsorgen.

Nichtsdestotrotz ist der Fjällräven Classic eine gute Gelegenheit, sanft in das Thema Outdoor-Abenteuer einzusteigen. Fjällräven kümmert sich um die Logistik: Wir bekommen Verpflegung, die Transfers bei Ankunft und Abfahrt sind organisiert und an den Kontrollpunkten, die wir täglich passieren, können wir unsere Vorräte auffüllen sowie Blasen und andere Wehwehchen versorgen lassen. Auch Zelte, Isomatten, Kocher so- wie Schlaf- und Rucksäcke können vor Ort in Nikkaluokta ausgeliehen werden. Man braucht also kaum Ausrüstung von zuhause mitzubringen.

Als wir an Tag 1 in die erste Etappe star- ten, regnet es. "Zehn Grad. Nieselregen. Ein Traum!", schreibe ich noch an meine Familie zuhause, bevor für mehrere Tage das Handy- netz abbricht und ich mein Mobiltelefon in den Flugmodus schalte. Ich bin viel und gerne draußen unterwegs, doch mein Zelt Tag für Tag im Regen aufzubauen, gehört trotzdem nicht zu meinen Lieblingsbeschäftigungen. Nach Tagesetappen von 20 bis 30 Kilometern würde ich einfach alles für einen trockenen Schlafplatz geben!

 
 

GEMEINSAMKEIT ERLEBEN

Doch das Gute ist: Wir alle sitzen hier im gleichen Boot und die wunderschöne Landschaft Nordschwedens entschädigt hundertfach für die Unannehmlichkeiten, die so ein Campingurlaub in Skandinavien mit sich bringt. Die Mediengruppe, mit der ich wandere, setzt sich aus internationalen Journalist:innen aus Europa, Nord- und Südamerika und Australien zusammen. Es macht Spaß, in dieser ungewöhn- lichen Situation die kulturellen Unterschiede und individuellen Eigenheiten der anderen kennenzulernen. Eines haben wir alle gemeinsam: Wir leiden und lachen und helfen einander, egal, ob mit Pflastern, Tampons, Schmerztabletten, Mückenspray oder ermunternden Worten. Die Herzlichkeit und Hilfsbereitschaft, mit der hier alle einander begegnen, ist neben der Natur – das Schönste, was ich auf diesem Ausflug erlebe. Egal ob wir an Tag zwei zusammen die Sonne genießen, an Tag drei einen steilen Pass überwinden oder an Tag vier beinahe von den Mücken gefressen werden, alles wird geteilt, es wird gewartet, geholfen und motiviert. Kein Internet, keine Selfies, kein Make-up, kein Spiegel – auf dem Kungsleden rücken Eitelkeiten in den Hintergrund. Wir sind alle ungeschminkt und verletzlich – und das fühlt sich richtig gut an! Als wir am fünften Tag die letzte Etappe nach Abisko antreten, sind wir zu einer großen Familie zusammengewachsen.

 
 

DIE KLEINEN DINGE SCHÄTZEN LERNEN

Ganz ohne Blasen und Schwellungen schafft es von uns niemand ins Ziel. Tipps wie Zehennägel schneiden, Druckstellen mit Blasenpflastern schützen, zwei Paar Wollsocken übereinander tragen und die Füße trocken halten, helfen zwar, doch auf den letzen Metern zwickt es doch zwischen meinen Zehen. Wer hätte gedacht, dass dieser relativ ebene Weitwanderweg so anstrengend werden würde? Doch das hindert uns nicht daran, am Abend unserer Ankunft in Abisko bis zwei Uhr morgens zu tanzen. Die Freude über das Es-gemeinsam-geschafft-haben wird noch gesteigert von der über eine warme Dusche, frische Unterwäsche, eine richtige Mahlzeit und ein kühles Bier.

 

DIE RICHTIGE AUSRÜSTUNG: DAS A & O

Vor der Reise haben wir eine ausführliche Packliste bekommen. Am Ende ziehen wir ein Fazit: Was waren die nützlichsten, was die sinnlosesten Kilos in unserem Rucksack?

Mein Tipp:

Meine SUUNTO Vertical Sportuhr mit Solarfunktion hat die ganzen fünf Tage zuverlässig navigiert und zeigt am Ende sogar noch 20 Prozent Akkuladung an. Super, wenn man keinen Handyempfang und keine Lademöglichkeit hat. Für Menstruierende empfehle ich eine Periodenscheibe oder einen -cup, denn es gibt überall genügend Wasser, aber Müll möchte man unterwegs so wenig wie möglich produzieren.

Ein absoluter Flop:

Die Solar-Powerbank meiner Kollegin brachte in Schweden leider keine Vorteile.


Packliste:

  • ca. 40-60 Liter Trekkingrucksack mit Hüftgurt und Regenhülle

  • Teleskopwanderstöcke

  • Zelt

  • Schlafsack

  • Isomatte

  • Drybags

  • Trinkflasche mit Wasserfilter

  • Smartphone mit Orientierungs-App oder GPS-Gerät

  • Ladekabel

  • Powerbank

  • ggf. Satellitentelefon

    Bekleidung

  • Trekkingschuhe (wasserdicht)

  • Flipflops

  • 2-3 Paar Wandersocken

  • Wechsel-Unterwäsche

  • Softshellhose

  • Hardshellhose

  • Ersatzhose zum Wechseln oder für abends

  • ggf. kurze Hose

  • 2-3 Merinoshirts (kurz und lang)

  • Softshelljacke

  • Hardshelljacke

  • Sonnenhut oder Cap

  • Wollmütze

  • Leichte Handschuhe

  • Isolationsjacke

    Hygiene / Gesundheit

  • kleines Reisehandtuch

  • Sonnencreme

  • Zahnbürste / Zahnpasta

  • ggf. Haarbürste oder Kamm

  • jede Menge Blasenpflaster (!)

  • Taschenmesser

  • Sonnenbrille

  • Lippenpflege

  • Stirnlampe

  • Erste-Hilfe-Set

  • Biwaksack oder Rettungsdecke

  • Taschentücher

experience.fjallraven.com/classic
Bilder: Sarah Hewitt / Fjällräven