Zwei-Gipfel-Runde über Brecherspitz und Bodenschneid

Photos: Martina Wengenmeir

Photos: Martina Wengenmeir

 

Mangfallgebirgs-Klassiker mit Drei-Seen-Blick als Rundtour

Seit ich in München wohne, steht sie auf meiner Liste: Die Brecherspitz, das bayerische Matterhorn, mit Drei-Seen-Blick auf Schliersee, Spitzingsee und Tegernsee. Meist hielt mich ihre Beliebtheit ab - bis zu dieser schönen Rundtour von Neuhaus über die Anklalm und zurück über Bodenschneid und das Dürnbachtal. Spontan unter der Woche sollte ich mir ja nicht den Gipfel mit den Massen teilen müssen, oder vielleicht doch?


AUSGANGSPUNKT:       Wanderparkplatz Dürnbachstraße, Neuhaus am Schliersee
HÖHENMETER: ca. 1170
LÄNGE: ca. 14 km
GEHZEIT:      ca. 5,5 Stunden
AUFSTIEG: ca. 3,5 Stunden
ABSTIEG: ca. 2 Stunden
EINKEHRMÖGLICHKEIT: Bodenschneidhaus (1365 m)
SCHWIERIGKEIT: mittelschwere Wanderung - ausgesetzte Stellen sind mit Drahtseilen gesichert, Schwindelfreiheit, Trittsicherheit, Kondition trotzdem benötigt
AUSRÜSTUNG: Normale Wanderausrüstung, leichte bis feste Wanderschuhe, Regenjacke, Rucksack, ggf. Stöcke, ausreichend Wasser

Im Winter hat es mich recht bald von München aus in Form einer Skitour mit Freunden auf die Brecherspitz gezogen, während es sich im Sommer einfach nie ergab. Nicht zuletzt, weil die Brecherspitz und ihr sagenhafter Ausblick sicher kein Geheimtipp und vom Parkplatz am Spitzingsattel oder vom Kurvenlift doch relativ einfach in einer nicht allzu langen Tour zugänglich sind (die Tourenführer geben rund 3,5 Stunden an, vom Kurvenlift sind es bei mittlerem Tempo aber eher zwischen 1,5 und 2 Stunden). Auf meinem Tagesplan durfte es ein bisschen mehr sein: Kurzfristig war ich mit einem Projekt früher fertig geworden und der Wetterbericht hervorragend. Beste Voraussetzungen um unter der Woche den Massen zu entgehen und die Tour anzugehen. Um eine schöne Runde wandern zu können, hatte ich mir nicht nur die Brecherspitz ausgesucht, nach einem kurzen Abstieg sollte auch noch die Bodenschneid als zusätzlicher Gipfel mitgenommen werden. 

Als Ausgangspunkt meiner Frühjahrs-Tagestour Ende Mai dient der Wanderparkplatz in Neuhaus am Schliersee, ganz am Ende der Dürnbachstraße. Um zur Bodenschneid-Hütte und auch auf die Bodenschneid zu gelangen, kann vom Parkplatz einfach der Forstweg geradeaus ins Dürnbachtal gewählt werden. Da ich aber zuerst auf die Brecherspitz möchte (first things first), geht es ein Stück zurück auf der Dürnbachstraße. Gut ausgeschildert zweigt dann ein schmaler Weg zwischen ein paar Gärten über eine Brücke in Richtung Brecherspitze ab. Auch auf dem anschließenden Forstweg halte ich mich rechts. Der erste Teil der Strecke steigt stetig an, ist aber noch nicht sehr herausfordernd. Ab und zu kann eine Kehre durch den einen oder anderen schmäleren steinigen Abzweig durch den Wald interessanter gestaltet werden. Viel kürzer wird der Weg dadurch allerdings nicht. Es ist ruhig, die Sonne scheint, die Vöglein zwitschern. Ich bin weitestgehend alleine auf den Wegen unterwegs. Aus dem Wald heraus öffnet sich ein Kessel. Dann hinter einer Biege kommt die Ankl-Alm zum Vorschein. 


Über die Ankl-Alm auf die Brecherspitz

Sie ist nicht bewirtet, als ich an ihr vorbeikomme, dennoch wartet eine Überraschung: Vor der Alm macht gerade eine Horde Bundeswehrler Rast. Bisher war nicht viel los auf den Wegen, bis auf ein Rentner-Pärchen, einer Dame mit Labrador am Parkplatz und zwei anderen Mädels war mir noch niemand begegnet. Mit dieser Truppenübung hatte keiner gerechnet, weder die Rentner noch ich. Um nicht komplett zwischen schätzungsweise 40 Kadetten aufzusteigen, ging ich direkt weiter Richtung Gipfel. Hinter der Ankl-Alm zweigt hier ein Weg nach links ab, der sich über Almwiesen Richtung Gipfel schlängelt. Hier treffe ich auf eine weitere Handvoll Wanderer, die ebenfalls auf der Flucht vor der Truppe weiter unten zu sein scheint. 

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Nach dem Wiesenhang geht es nach rechts weiter über den Grat Richtung Gipfel. Während vorher eine leichte Brise ging, steht die Luft hier zwischen den Latschen. Ich kann mir vorstellen, dass die Hitze hier im Sommer richtig hängen bleibt. Der Weg wird steiler, vor dem Gipfel warten steinigere Passagen und eine kurze, mit Stahlseil gesicherte Stelle. Immer wieder drehe ich mich um, sehe die Karawane in Tarnfarben hinter mir den Berg nach oben kriechen. Mein Ehrgeiz ist durch die Flucht vor den Heerscharen geweckt und ich will mich auf keinen Fall auf dem Weg zum Gipfel überholen lassen und in mitten des Pulks aufsteigen. Das gelingt mir zum Glück auch. Außer Atem komme ich am Kreuz auf 1683 Metern Höhe an. Dort erwarten mich zwar ebenfalls einige andere Wanderer, es ist aber alles andere als überfüllt und selbst mit Abstand sind noch genügend Plätzchen frei. Bei dem wundervollen Ausblick teile ich den Gipfel allerdings auch gern. Ein 360-Grad-Blick auf drei Seen, den Schliersee, Spitzingsee und das südöstliche Ende des Tegernsees bei strahlendem Sonnenschein macht den etwas zu schnellen Aufstieg direkt vergessen. 

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Den Grat hinab weiter in Richtung Firstalm

Nach einer kurzen Rast, während der die ersten Soldaten am Gipfel ankommen und das Kreuz küssen (daran hatte ich bei meiner Ankunft nicht gedacht) geht es für mich weiter in Richtung des Vorgipfels, auf dem schon von weitem eine große Antenne zu erkennen ist. Auf diesem Stück kommen mir einige andere Wanderer entgegen und es gibt einige mit Seilen gesicherte Stellen. Hier ist Vorsicht, Schwindelfreiheit und Trittsicherheit gefragt, denn erst zwei Wochen vor meiner Tour ist in dieser Passage ein Wanderer abgestürzt. Es gibt aber auch genügend Platz um auszuweichen, beispielsweise kann man entweder auf dem Pfad gehen, oder etwas ausgesetzter über den Fels. Der Grat gefällt mir an der Tour am besten: der Ausblick ist atemberaubend schön und die Kletterei nicht zu anspruchsvoll, sodass man den Blick immer wieder in die Ferne schweifen lassen kann. Zum Beispiel über die zahlreichen Autodächer, die man von hier aus im Tal in Spitzing-Richtung parken sieht. 

In der anderen Richtung, mit Blick zum Tegernsee, sieht man zum Ende des gegenüberliegenden Grats die kleine Freudenreich-Kapelle in der Ferne. Eine Abstiegsvariante zurück in über den Kessel führt an der Kapelle vorbei. Nachdem ich mir aber der Runde verschrieben habe, mache ich mich stattdessen über Almwiesen nach links hinab in Richtung Obere Firstalm. Laut Beschilderung kann man von der Kapelle ebenfalls in dieser Richtung absteigen, wenn man den Schlenker über eine der Firstalmen oder die Bodenschneid machen möchte. 


Auf schlammigen Pfaden auf die Bodenschneid

Im Becken etwas oberhalb der oberen Firstalm steht ein Gipfelkreuz, in dessen Umgebung man auf Felsen ebenfalls schön rasten kann, wenn es an ausgesetzteren Stellen zu sehr windet. Wieder gut ausgeschildert geht es weitere 300 Höhenmeter zum Gipfel der Bodenschneid, wo ein stattliches Gipfelkreuz thront. Der Weg dorthin führt zuerst durch den Wald, wo es ein wenig matschig und rutschig sein kann, wenn es geregnet hat. Hier kann man auch direkt über den Sommerweg zum Bodenschneidhaus und danach absteigen. Für mich soll es aber noch ein Gipfel sein: Die obere Hälfte des Weges windet sich zuerst am Rande einer Wiese entlang, bis es über einige Felspassagen in der Sonne geht. Auch hier rasten am Gipfel einige Wanderer, die aus allem Himmelsrichtungen aufgestiegen zu sein scheinen: Vom Bodenschneidhaus, Enterrottach oder aber von der Spitzingseite kommend, wie ich. Hier sitzt man mit dem Käsbrot und einem wunderbaren Ausblick auf den Tegernsee unter dem beeindruckenden Gipfelkreuz

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Der Abstieg geht recht steil auf der anderen Seite des Gipfels in Richtung Bodenschneidhaus hinab, die während meiner Tour aufgrund der Corona-Beschränkungen nur Biergartenbetrieb durchführt. Der Rest des Weges verläuft auf einem Forstweg mäßig steil nach unten. Hier besteht kaum mehr Gefahrenpotential, außer vielleicht durch Begegnungen mit Mountainbikern oder Weidevieh.

Am Wanderparkplatz komme ich diesmal auf von der anderen Seite an und treffe erneut auf alte Bekannte: vor meinem Auto hat sich die Bundeswehrtruppe zum Abschlussappell aufgereiht. Mit dieser Verabschiedung einigermaßen versöhnt, geht eine schöne Tour zu Ende, für die ich rund 4,5 Stunden gebraucht habe. In gemütlicherem Tempo und mit längeren Rasten sollte man allerdings fünf bis sechs Stunden einplanen.

Fazit:

Eine wirklich schöne Tour, die man unter der Woche gehen sollte, oder für die sich auch frühes Aufstehen lohnt. Wenn jemand den Bundeswehrkalender findet, bitte melden, dann lassen sich auch etwaige Truppenübungen elegant umgehen :)