Herbstwanderung auf den Heimgarten (1791 m)

Photo by Sandra Steh

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Indian Summer im Blauen Land

PHOTOS: SANDRA STEH | WWW.STEH.DE

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Kennt ihr das? Kaum ist der August verstrichen, die Tage werden langsam kürzer und schon beginnen wir uns auf den Winter zu freuen. Stetig die Wetter-App im Blick, warten wir auf den ersten Schnee und beginnen schon Skitouren zu planen. Träume vom perfekten Powder auf glitzernden Berghängen lassen uns vergessen, dass es noch etwas dazwischen gibt – die vergessene Jahreszeit: Den Herbst

Allzu oft habe ich mir im November gedacht: Wo ist er denn eigentlich geblieben, dieser Indian Summer, von dem immer alle sprechen? IMMER habe ich ihn verpasst. Immer hat er mich fasziniert, dieser Mythos von der bunten Jahreszeit, in der die Berge in bunten Farben erstrahlen und die tiefer stehende Sonne die Landschaft in ein warmes, goldenes Licht taucht.


Mit dem Zug in die Berge

Diesmal sollte es anders sein! Wie schon bei unserer Sommerwanderung auf den Rauheck, den kleinen Bruder des Heimgartens, starten wir unsere Tour am Wanderparkplatz „Heimgarten über Bärenfleckhütte“ in Ohlstadt. Wer sich Stress und Stau sparen und außerdem der geliebten Natur noch etwas Gutes tun möchte, erreicht dieses schöne Fleckchen Erde in der Zugspitz Region auch ganz easy mit der Deutschen Bahn – ein Nickerchen und gemütliches Frühstück im Zug inbegriffen.

Am Bahnhof in Ohlstadt angekommen müssen wir 20 bis 30 Minuten zum Wanderparkplatz gehen, was unsere Glieder weckt und uns wunderbar auf den bevorstehenden Aufstieg vorbereitet. Gleich darauf wird unser Kreislauf beim steilen Anstieg auf dem steinigen Forstweg ordentlich zum Rotieren gebracht. Wer genug Zeit mitgebracht hat, kann alternativ auch den lieblicheren Weg entlang der Kaltwasserfälle wählen. Hierzu hält man sich hinter dem Wanderparkplatz einfach weiter rechts.


AUSGANGSPUNKT:       Wanderparkplatz "Heimgarten über Bärenfleckhütte", Ohlstadt
HÖHENMETER: ca. 1100 hm
LÄNGE: 15 km
GEHZEIT:      ca. 6 Stunden vom Bahnhof
AUFSTIEG: ca. 3 Stunden
ABSTIEG: ca. 2,5 Stunden
SCHWIERIGKEIT: leicht-mittel
EINKEHRMÖGLICHKEIT: Heimgartenhütte (1775 m)
AUSRÜSTUNG: normale Wanderausrüstung
leichte bis feste Wanderschuhe
Regenjacke
Rucksack
ggf. Stöcke
Ausreichend Wasser

Höhe Gewinnen

Ein Stück auf dem Forstweg bleibt uns jedoch in beiden Fällen nicht erspart. Dieser Teil des Weges ist recht steil und fordert die Kondition, dafür gewinnen wir rasch an Höhe. An einem Bach verlassen wir die Forststraße nach rechts und folgen einem weiterhin steilen Steig, der sich jedoch fortan spielerisch über Steine und wild verschlungene Wurzeln im Schatten der Bäume nach oben schlängelt. Golden bricht hier die noch wärmende Herbstsonne durch das bereits bunt gefärbte Blättermeer und verleiht dem Weg, den wir bereits an einem siedend heißen Julitag hinauf gehächelt waren, plötzlich eine ganz verwunschene Stimmung.


Halbzeit

Rund um die unbewirtschaftete Bärenfleckhütte finden Wanderer mehrere hübsche Sitzgelegenheiten –sonnig oder im Schatten der Bäume – weshalb wir uns zu einer Rast entschließen, um die Beine auszuruhen und die Energiereserven einer kleinen mitgebrachten Brotzeit aufzufüllen. Schon hier bietet sich uns eine fabelhafte Aussicht über das Voralpenland mit seinen Seen und Moosen. Freudig lassen wir die Blicke über das Murnauer Moos und den Staffelsee bis zu Starnberger See gleiten. Hinten am Horizont tobt in mikroskopischer Größe der Münchener Großstadttrubel, während wir hier die Stille der Berge genießen dürfen.

Noch ist das Ziel nicht erreicht, denn die Bärenfleckhütte markiert erst die Hälfte des Weges auf unserem Aufstieg zum Heimgarten. Etwas oberhalb unseres Rastplatzes erreichen wir einen Wegweiser. Hier sind wir im Sommer rechts Richtung Rauheck abgebogen. Heute halten wir uns links und arbeiten uns die von Latschen umsäumten Serpentinen nach oben. Es hat sich gelohnt: Auf dem Gratrücken angekommen, breitet sich vor unseren Augen die Aussicht über Kochel- und Walchensee aus, hinter dem die steilen Gipfel des Karwendelgebirges in den strahlend blauen Himmel wachsen. Nun geht es etwas flacher bergauf, während vor uns das Gipfelkreuz und die bewirtschaftete Heimgartenhütte in verheißungsvolle Nähe rücken.


Gipfelglück

Wer den Heimgarten zum Tagesziel erwählt, darf keine Einsamkeit erwarten. Auf der seichten Anhöhe unterhalb des riesigen Gipfelkreuzes herrschen nicht nur am Wochenende Zustände wie rund um den Monopteros im Englischen Garten.

Dennoch gilt der Gipfel als ruhig im Vergleich zum benachbarten und mit Liftunterstützung erreichbaren Herzogstand und man findet auf dem begrünten Gipfel meist noch ein gemütliches Plätzchen, um die 360 Grad-Aussicht mit Blick auf das Voralpenland, das Karwendel Gebirge und die Ammergauer Alpen zu genießen.

Die Gratwanderung zwischen Heimgarten und Herzogstand gilt als eine der schönsten der bayerischen Alpen. Kein wunder, bei diesem Panorama!

In der familienbetriebenen Heimgartenhütte werden hungrige Wanderer mit kulinarischen Schmankerln und kühlen Erfrischungen versorgt. Wir lassen uns von unserer Lust auf ein kühles Bier auf die sonnenbeschienene Terrasse der Hütte locken, bevor wir frisch gestärkt den Abstieg ins Tal antreten.


viele wege führen ins tal

Vom Heimgarten führen viele Wege ins Tal: Die spektakuläre Gratüberschreitung zum Herzogstand, die Wanderung über den seichten Gratrücken des Rauhecks oder der aussichtsreiche Abstieg durch das steile Heimgartenkar vorbei an der unbewirtschafteten Kaseralm. Es ist schon recht spät, daher entscheiden wir uns heute für die dritte, direkte Variante.

Während im Hochsommer gegen Abend drohende Gewitter zur Eile aufrufen, lockt uns Mitte Oktober die tiefer sinkende Sonne ins Tal. Wir durchwandern seichtes Almgelände und staunen, wie das schräge einfallende Abendlicht die bewaldete Berglandschaft in ein Kaleidoskop herbstlicher Farben verwandelt.

Hinter der Kaseralm tangieren wir kurz den Forstweg, um direkt nach links in ein von hohen Gräsern bewachsenes Moor abzuzweigen. Ein schmaler Holzsteg windet sich hier durch die sumpfige Wiese und hilft uns, trockenen und sauberen Fußes weiterzukommen.

Jetzt geht es noch ein Stück auf dem steilen Aufstiegsweg bergab und anschließend durch Ohlstadt zurück zum Bahnhof. Diese Landschaft einmal im Herbst zu durchwandern, ist doch ein besonderes Erlebnis. Im Frühjahr und im Sommer zieren hier ganz andere Blumen den Wegesrand. Grund genug, einfach noch öfter herzukommen. Auf- und Abstiegsvarianten gibt es schließlich genug!